Benin & Togo

Benin & Togo

6th Januar 2019 Aus Von Maxi Brommer

Togo ist an der Küste nur etwa 50 Kilometer breit und ich bin in Eile. Matthias, der Schweizer Motorradfahrer, wird sein Visa für Nigeria erstmal nicht bekommen. Er ist noch in Burkina Faso, ohne Aussicht auf schnellen Erfolg. Also fahre ich alleine weiter. Aber Nigeria durchquert man am besten nicht alleine und es bleibt mir noch Dave, der verrückte Australier, der bereits in Lagos ist und dort auf mich wartet.

So fliege ich durch Togo und mache in Lome nur Halt um mir mein Visum für Gabun zu organisieren. Abends treffe ich am Strand Daniel, ein Tscheche, der von Pilsen, mit dem Rad, hierher gefahren ist. Wahnsinn – er fährt bis zu 200 Kilometer am Tag. Nigeria ist ihm zu gefährlich, er fliegt mitsamt Rad nach Gabun.Am nächsten Morgen fahre ich weiter nach Benin, auch dieses Land sehe ich nur Schnelldurchgang.

Wieder stoppe ich nur um mir die Visa für die beiden Congo’s zu beantragen. Das geht überraschenderweise schnell und schon Mittags hat mein Pass zwei freie Seiten weniger. Den Nachmittag verbringe ich mit der Suche eines kleinen Hand-Ventilators. Ohne Klimaanlage wird es brutal heiß im Auto und auch Nachts wird es zunehmend schwieriger in der Hitze einzuschlafen. Die Temperaturen steigen schon vormittags leicht auf über 35 Grad.

Ich bin in einem großem, europäischen Supermarkt. Kein Ventilator zu finden, aber dafür Batterien für meine Stirnlampe. Es ist wenig los, der Supermarkt ist für die einheimische Bevölkerung zu teuer. An der Kasse bin ich der einzige Kunde. Eine junge Dame ist an der Kasse, sie bemüht sich sichtlich Englisch mit mir zu sprechen. Ich habe Zeit und quatsche mit ihr, sie erzählt mir, sie lernt auf eigene Faust Englisch, hat aber keine Gelegenheit zu üben. Spontan lade ich sie abends zum Essen ein, um ihr die Möglichkeit zu geben ein wenig zu sprechen.

Sie ist 21 Jahre alt, extrem motiviert, und hat gerade ein Bachelor-Studium in Human Resources abgeschlossen. Ich frage, warum sie dann in einem Supermarkt arbeitet und die Antwort trifft mich hart und macht mir ein weiteres Mal klar, wie sozial benachteiligt Menschen in Afrika aufwachsen.
Für das Master-Studium benötigt sie umgerechnet 150€, die sie nicht hat und ihre Familie erst recht nicht. Um das notwendige Geld aufzubringen, hat sie den Job im Supermarkt angenommen, der ihr 60€ im Monat bringt. Da sie sich aber die Miete für eine Wohnung im Zentrum nicht leisten kann, wohnt sie mit ihrer Mutter in den Banlieues von Cotonou. Für den Weg in die Arbeit zahlt sie monatlich 35€, mit 15€ unterstützt sie dazu ihre Mutter. So bleiben ihr maximal 10€ um auf ihr Studium zu sparen. Fast eineinhalb Jahre wird sie jetzt in dem Supermarkt verbringen, nur um ihr Studium fortsetzen zu können.

In Europa wäre ein so motivierter und fleißiger Mensch schon leicht zehn Schritte weiter. Ich bin kurz davor ihr die 150€ zu geben, aber das wäre unfair gegenüber all den anderen Menschen, die hier auch Hilfe und Unterstützung brauchen. Später kann ich lange nicht einschlafen, die soziale Ungerechtigkeit und Chancenungleichheit Afrikas im Vergleich zu meinem Leben beschäftigt mich. Ich hab es mir nicht ausgesucht, in der westlichen Welt geboren und aufgewachsen zu sein. Es bringt unwahrscheinlich viele Vorteile. Hier werden die meisten Menschen nie den meinen Lebensstandard erreichen können. So hart und viel sie auch arbeiten, die meisten werden aus finanziellen Gründen nie die Möglichkeit haben aus ihrem Land herauszukommen.

Um 4 Uhr morgens klingelt harsch der Wecker und holt mich in die Realität zurück. Es ist dunkel, als ich Richtung Nigeria aufbreche. Der wohl schwierigste Teil meiner Reise.